Die erste Clubfahrt
Unsere erste Vereinsfahrt führte uns am 27. Dezember 1976 nach Nassau auf die Bahamas. Der Abflug ging von Luxemburg aus, weil es billiger war. In der Nacht vor dem Abflug setzten Schneefälle ein. Bereits die Anfahrt nach Düsseldorf sowie die Weiterfahrt wurden zu einem Abenteuer. Mit mehrstündiger Verspätung kamen wir am Flugplatz an. Aber zum Glück hatte der Flieger auf uns gewartet.
Tauchen war damals noch kein Volkssport. Wir mussten deshalb alles mitnehmen: vom Kompressor über Tauchgeräte bis hin zum Blei. Unsere Gruppe bestand aus 12 Personen. Um nicht zu viel Übergepäck zu haben bzw. bezahlen zu müssen, hatten wir alle schweren Sachen wie z.B. das Blei umgebunden. Lampen und Lungenautomaten ins Handgepäck genommen. Das Handgepäck war daher bei fast allen schwerer als die Koffer. Eine Stewardess wollte Jürgen Kullbrock beim Handgepäck verstauen helfen. Es blieb bei dem Versuch.
Nach einem langen Flug waren wir endlich am Ziel. Unser Hotel lag sehr zentral gegenüber dem Übersee Kai. Es verfügte über eine zentrale Klimaanlage, die das Haus zu einem Kühlschrank machte. In der zweiten Nacht hatte Dirk dann den zentralen Schalter gefunden und die Anlage komplett stillgelegt. Wir konnten endlich gut schlafen.
Eine Tauchgruppe hatte das Hotel offensichtlich noch nicht als Gäste gehabt, sonst hätte man es uns sicherlich nicht erlaubt unsere Radaubüxe (Kompressor) auf dem Dach aufzubauen. Nach jedem Tauchgang brauchten wir Stunden um unsere Geräte zu füllen. In dieser Zeit war es mit der Ruhe im Hotel vorbei. Der Lärm ging über alle fünf Geschosse bis in die Lobby. Aber beschwert hat sich keiner.
Außer einem Boot hatten wir ja alles mitgebracht. Das galt es am nächsten Tag zu suchen und zu mieten. Es durfte nicht zu teuer sein, aber groß genug für alle. Wie so vieles auf dieser Welt: Man kann nicht alles haben! Ergebnis unserer Suche war ein Boot aus Holz, viel zu schwer, untermotorisiert, nur für 7 Personen zugelassen, aber mit 35 $ pro Tag = DM 140,- erschwinglich. Mit viel Mühe haben wir es fast immer geschafft, auf einer Tour alle gleichzeitig zu befördern. Allerdings war der Radius sehr begrenzt und wir haben das Boot bei jeder Fahrt fast versenkt.
Als Ausgangsbasis hatten wir eine schöne Insel gefunden, zu der wir jeden Morgen fuhren. Genau gegenüber lag aber eine weitere, wie wir meinten noch schönere. Auf der hatten wir jedoch nie irgendjemanden gesehen. Taucher sind neugierig: also nichts wie hin! Hätten wir das nur nie getan. Nachher ist man immer schlauer. Schon beim Betreten fielen Millionen Mücken über uns her und fraßen uns fast auf. Total zerstochen flohen wir und hatten noch tagelang etwas von diesem Ausflug.
Unsere drei „Junggesellen“, Dirk, Konni und Jürgen zogen fast jeden Abend los und kamen erst spät in der Nacht nach Hause. Auf Dirk warteten dann manchmal am nächsten Morgen die schwarzen Mamas mit „Dirki-Dirki-Rufen“. Bei denen hatte er offensichtlich versucht seine noch bescheidenen Englischkenntnisse aufzufrischen. Nach einer dieser durchzechten Nächte wurden sie von Fassadenkletterern in der 4. Etage um ihre Barschaft erleichtert. Die schwarzen Fußabdrücke waren noch an der Hauswand zu sehen. In ihrem Bacardi Rausch hatte keiner etwas gehört oder gemerkt.
Silvester und der Neujahrsmorgen werden uns allen in Erinnerung bleiben. Wir waren wie üblich am Morgen zu unserer Insel gefahren. Am Nachmittag kündigte sich ein Sturm an und wir mussten schnellstens zurück. Dieses ging aber nicht mehr mit allen Leuten auf einmal. Die erste Überfahrt dauerte Stunden, weil das Boot nicht gegen den Wind ankam. Die zweite Gruppe hatte sich bereits damit abgefunden auf unserer Insel übernachten zu müssen, wurde dann aber doch noch abgeholt. Unsere Silvesterfeier haben wir auf dem Dach unseres Hotels und auf der Straße gefeiert: oben mit dem aus der Heimat mitgebrachten Feuerwerk und unten mit karibischen Sambagruppen.
Am nächsten Morgen schien wieder die Sonne. Wie üblich ging es auf unsere Insel.
In der Silvesternacht war eine große Luxusjacht auf einen Fels gelaufen und gesunken. Die Einheimischen hatten sich bereits daran gemacht, das Schiff fachgerecht zu zerlegen. Innerhalb weniger Stunden war nur noch der Rumpf zu sehen. Am Strand waren diverse Konserven, ohne Etikett, angeschwemmt worden. Wir haben fleißig gesammelt und einige Tage später auf „unserem Dachgarten“ ein „Aldi-Roulett“ veranstaltet. Hierzu hatten wir auch noch einen ganzen Sack voll Langusten gefangen, die uns der Hotelkoch zubereitete. Der Preis dafür: drei von unseren Langusten. Selten haben wir so gut gegessen. In den Dosen war nur das Feinste vom Feinsten.
Wie im Flug ging dieser erste Cluburlaub vorbei. Sicherlich wird er allen Teilnehmern in ewiger Erinnerung bleiben. Es ist auf dieser Reise ja so viel passiert.
Autor: U. T.
No responses yet